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Schiedsrichterball: Der Mann im Champions-League-Finale
Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.
Es wird das Saison-Highlight sein: Am 28. Mai 2016 steigt das Champions-League-Endspiel im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand zwischen Atlético Madrid und Real Madrid. Für die UEFA-SR-Kommission um Pierluigi Collina stellt sich spätestens seit Mittwochabend die Frage: Wer soll dieses enorm wichtige Spiel leiten?
Rein vom Reglement her kommen alle 29 Schiedsrichter der Elite-Group infrage, abzüglich der vier Spanier als Landsleute der beteiligten Vereine. Doch von den verbleibenden Unparteiischen sind nicht alle erfahren und qualifiziert genug, um ein CL-Endspiel zu leiten. Diese Klasse hat bestenfalls ein knappes Dutzend der verbleibenden Schiedsrichter, nämlich: Martin Atkinson, Dr. Felix Brych, Cüneyt Çakır, Mark Clattenburg, Jonas Eriksson, Viktor Kassai, Björn Kuipers, Milorad Mažić, Svein Oddvar Moen, Nicola Rizzoli, Damir Skomina.
Zunächst muss man aus dieser Liste diejenigen Schiedsrichter streichen, die bereits ein CL-Finale leiteten, da dieser Fall in der Historie der „Königsklasse“ bewusst noch nie vorkam – trotz Koryphäen wie Pierluigi Collina, Dr. Markus Merk, Hellmut Krug, Urs Meier, Massimo Busacca oder Howard Webb. Somit fallen Cüneyt Cakir, Viktor Kassai, Björn Kuipers und Nicola Rizzoli aus der Liste. Ebenso nicht in Frage kommen die beiden Schiedsrichter der Halbfinal-Spiele, nämlich Damir Skomina (pfiff Real – Man. City) und Mark Clattenburg (leitete das Hinspiel zwischen Atlético und dem FC Bayern München). Verbleiben also nur noch Martin Atkinson, Dr. Felix Brych, Jonas Eriksson, Milorad Mazic und Svein Oddvar Moen. Der Letztgenannte dürfte nahezu keine Chancen haben. Zum einen ist er mit nur 45 Europacupspielen relativ unerfahren, zum anderen wurde er seit dem Achtelfinale, bei dem er und sein Team nicht souverän agierten, nicht mehr eingeteilt. Martin Atkinson hatte bereits letzte Saison ein Endspiel (Europa League) und zeigte vor allem eine eher schwache Leistung im Viertelfinal-Hinspiel zwischen den Bayern und Juve.
Im Dreikampf zwischen Brych, Eriksson und Mazic dürfte abermals der Letztgenannte aufgrund der geringen Erfahrung zurückstecken. Und auch das Duell zwischen Brych und Eriksson ist ein ungleiches.
Brych zeigte zwar im Viertelfinal-Hinspiel zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona eine gute Leistung, dennoch gab es seitens spanischer Medien, insbesondere der Sportzeitung Marca, und vom Finalisten Atético krude Verschwörungstheorien. Darüber hinaus stammt er aus München, wo auch Atléticos Halbfinalgegner herkam. Ihn anzusetzen würde von geringem Fingerspitzengefühl zeugen und den Deutschen schon vor dem Spiel medial in eine Position manövrieren, in der er nur verlieren kann – auch in Hinblick auf die anstehende Europameisterschaft. Das will Collina mit Sicherheit vermeiden.
Daher dürfte der haushohe Favorit der Schwede Jonas Eriksson sein. Er ist ohne Zweifel ein absoluter Weltklasse-Schiedsrichter, der in den vergangenen Jahren schon mehrfach nahe am Endspiel schnupperte, dann aber doch immer das Nachsehen gegen einen anderen, noch leicht besser geeigneteren Kandidaten hatte. Doch am 28. Mai 2016 wird seine Zeit gekommen sein und er wird die beiden Teams auf das Feld führen.
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