Newsansicht

WahreTabelle 1.Bundesliga >> WahreTabelle 2.Bundesliga >>
10.12.2015 11:05 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Ins Rutschen gebracht

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen. 

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Siebert / Köln
Quelle: Imago Sportfoto
Der Auslöser der Elfmeterpunkt-Affäre in Köln: Schiedsrichter Daniel Siebert (m.) gibt zum Entsetzen der Augsburger - und zur Freude von FC-Spieler Leonardo Bittencourt - Strafstoß für die Rheinländer...

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Marwin Hitz (28) sollte sich in den nächsten Tagen besser nicht mehr in Kölner Fankneipen blicken lassen. Augsburgs Torhüter übte am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga nach einem unberechtigten Strafstoß gegen sein Team Selbstjustiz und bearbeitete den Elfmeterpunkt fachmännisch durch kreisende Bewegungen mit dem Stollenschuh. Es kam, wie es kommen musste: Anthony Modeste trat an, rutschte tatsächlich aus, brachte den Ball deshalb weniger gezielt aufs Tor und Hitz hielt. Ein Shitstorm brach in der Folgezeit über den Keeper herein, sodass sich dieser genötigt sah, nach dem Spiel via Twitter eine Entschuldigung zu verbreiten – samt Versprechen, ein solches Verhalten käme nicht mehr vor.

Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) konnte Hitz‘ Aktion nicht sehen: Er war von meckernden Ausgburgern umringt und achtete deshalb zurecht nicht auf den Boden – was wäre das für ein Zeichen nach außen gewesen, wenn der Schiedsrichter nach der umstrittenen Strafstoßentscheidung angesichts einer Mauer an Reklamation den Blick gleichsam beschämt zu Boden richtet? Nein, der Kopf muss in solchen Szenen oben bleiben und der Unparteiische Selbstsicherheit und Souveränität ausstrahlen. Deshalb aber war es für Siebert auch nicht möglich, das Treiben direkt vor seinen Füßen mitzubekommen.

Doch auch wenn er das mitbekommen hätte – was hätte Hitz dann zu befürchten gehabt? Je nachdem, wo man nachschaute, konnte man Forderungen von Straffreiheit („cleverer Psychotrick“) bis zu mehreren Wochen Sperre („grobe Unsportlichkeit“) lesen. Die Wahrheit liegt, wie so oft, auch hier in der Mitte. Blickt man ins Regelwerk, findet man gleich bei den Auslegungen der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter zu Regel 1 („Das Spielfeld“) folgende Passage:

„Es ist nicht gestattet, das Spielfeld mit gestrichelten Linien oder Furchen zu markieren. Bringt ein Spieler mit den Füßen unerlaubte Markierungen auf dem Spielfeld an, wird er wegen unsportlichen Betragens verwarnt.“

Das liest sich zunächst mal ganz gut, weil damit eine Veränderung des Platzaufbaus gemeint ist. Allerdings hat Hitz hier keine Markierung angebracht. Eine Markierung wäre beispielsweise der klassische Strich an der Mitte der Torlinie, den man auch bei Amateursportplätzen immer noch regelmäßig sieht. Hitz hat hier nur den Rasen kaputt getreten. Markiert wurde da nichts. Also greift dieser Passus nicht.
Ganz unpassend ist er aber auch nicht. Hitz‘ Verhalten ist sogar noch eine Stufe unsportlicher, da ihm eine vom Regelwerk missbilligte Intention zu Grunde liegt: Den Gegner mit unerlaubten, ja sogar schon heimtückischen Mitteln in seinen Möglichkeiten schwächen. Deshalb fällt der „Schuhkreisel“ auch unter den Auffangtatbestand der Regel 12: Verwarnung wegen unsportlichen Betragens: „Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen, wenn er (…) sich gegenüber dem Spiel respektlos verhält.“ Die absichtliche Beschädigung des Spielfelds fällt ohne Zweifel unter eine Respektlosigkeit gegenüber dem Spiel. Deshalb wäre Hitz hier zu verwarnen gewesen – mehr aber auch nicht. Daher ist es auch nur logisch, dass der DFB verlautbaren ließ, keine Untersuchung mit der Folge einer Sperre gegen den Torhüter der Fuggerstädter einzuleiten.

Natürlich fällt dieses Verhalten unter die Kategorie „unter aller Sau“. Bei aller Aufregung muss man aber immer das Regelwerk im Blick behalten und darf nicht aus purem Aktionismus heraus gegen dasselbe handeln.

Der Stand der Dinge: Die WahreTabelle der Fußball-Bundesliga nach 15 Spieltagen.

Mehr zum Thema: 

Schiedsrichterball: Von Sexismus und kreativen Strafen

Schiedsrichterball: Schneespiele aus Refereesicht ...

Schiedsrichterball: Ein (drittes) Team am Platz

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!

Nach dem Macho-Spruch von Demirbay – Was haltet Ihr von „kreativen Strafen“ für Fußballprofis?

 

Marwin Hitz (28) sollte sich in den nächsten Tagen besser nicht mehr in Kölner Fankneipen blicken lassen. Augsburgs Torhüter übte am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga nach einem unberechtigten Strafstoß gegen sein Team Selbstjustiz und bearbeitete den Elfmeterpunkt fachmännisch durch kreisende Bewegungen mit dem Stollenschuh. Es kam, wie es kommen musste: Anthony Modeste trat an, rutschte tatsächlich aus, brachte den Ball deshalb weniger gezielt aufs Tor und Hitz hielt. Ein Shitstorm brach in der Folgezeit über den Keeper herein, sodass sich dieser genötigt sah, nach dem Spiel via Twitter eine Entschuldigung zu verbreiten – samt Versprechen, ein solches Verhalten käme nicht mehr vor.

Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) konnte Hitz‘ Aktion nicht sehen: Er war von meckernden Ausgburgern umringt und achtete deshalb zurecht nicht auf den Boden – was wäre das für ein Zeichen nach außen gewesen, wenn der Schiedsrichter nach der umstrittenen Strafstoßentscheidung angesichts einer Mauer an Reklamation den Blick gleichsam beschämt zu Boden richtet? Nein, der Kopf muss in solchen Szenen oben bleiben und der Unparteiische Selbstsicherheit und Souveränität ausstrahlen. Deshalb aber war es für Siebert auch nicht möglich, das Treiben direkt vor seinen Füßen mitzubekommen.

Doch auch wenn er das mitbekommen hätte – was hätte Hitz dann zu befürchten gehabt? Je nachdem, wo man nachschaute, konnte man Forderungen von Straffreiheit („cleverer Psychotrick“) bis zu mehreren Wochen Sperre („grobe Unsportlichkeit“) lesen. Die Wahrheit liegt, wie so oft, auch hier in der Mitte. Blickt man ins Regelwerk, findet man gleich bei den Auslegungen der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter zu Regel 1 („Das Spielfeld“) folgende Passage:

„Es ist nicht gestattet, das Spielfeld mit gestrichelten Linien oder Furchen zu markieren. Bringt ein Spieler mit den Füßen unerlaubte Markierungen auf dem Spielfeld an, wird er wegen unsportlichen Betragens verwarnt.“

Das liest sich zunächst mal ganz gut, weil damit eine Veränderung des Platzaufbaus gemeint ist. Allerdings hat Hitz hier keine Markierung angebracht. Eine Markierung wäre beispielsweise der klassische Strich an der Mitte der Torlinie, den man auch bei Amateursportplätzen immer noch regelmäßig sieht. Hitz hat hier nur den Rasen kaputt getreten. Markiert wurde da nichts. Also greift dieser Passus nicht.
Ganz unpassend ist er aber auch nicht. Hitz‘ Verhalten ist sogar noch eine Stufe unsportlicher, da ihm eine vom Regelwerk missbilligte Intention zu Grunde liegt: Den Gegner mit unerlaubten, ja sogar schon heimtückischen Mitteln in seinen Möglichkeiten schwächen. Deshalb fällt der „Schuhkreisel“ auch unter den Auffangtatbestand der Regel 12: Verwarnung wegen unsportlichen Betragens: „Ein Spieler ist wegen unsportlichen Betragens zu verwarnen, wenn er (…) sich gegenüber dem Spiel respektlos verhält.“ Die absichtliche Beschädigung des Spielfelds fällt ohne Zweifel unter eine Respektlosigkeit gegenüber dem Spiel. Deshalb wäre Hitz hier zu verwarnen gewesen – mehr aber auch nicht. Daher ist es auch nur logisch, dass der DFB verlautbaren ließ, keine Untersuchung mit der Folge einer Sperre gegen den Torhüter der Fuggerstädter einzuleiten.

Natürlich fällt dieses Verhalten unter die Kategorie „unter aller Sau“. Bei aller Aufregung muss man aber immer das Regelwerk im Blick behalten und darf nicht aus purem Aktionismus heraus gegen dasselbe handeln.

Der Stand der Dinge: Die WahreTabelle der Fußball-Bundesliga nach 15 Spieltagen.

Mehr zum Thema: 

Schiedsrichterball: Von Sexismus und kreativen Strafen

Schiedsrichterball: Schneespiele aus Refereesicht ...

Schiedsrichterball: Ein (drittes) Team am Platz

Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!

Nach dem Macho-Spruch von Demirbay – Was haltet Ihr von „kreativen Strafen“ für Fußballprofis?

 

Diese News betrifft folgende Spiele:




31.05.2024 16:36 Uhr | Quelle: WahreTabelle Bester Bundesliga-Schiedsrichter 2023/24: Aytekin gewinnt mit überwältigender Mehrheit

Von Usern gewählt

Benjamin-Brand-Schiedsrichter-1045092457h_1715760383_1717166291.jpg

Deniz Aytekin ist der Schiedsrichter der Bundesliga-Saison 2023/24. Das ergab eine von WahreTabelle und Transfermarkt durchgeführte Umfrage unter 25 Kandidaten. Dabei entfielen 72,1 Prozent der Stimmen auf den 45 Jahre alten Diplom-Betriebswirt aus Oberasbach. Die Auszeichnung ist an den „Player of the Season“-Award angelehnt, den TM in den letzten Jahren u. a. Erling Haaland, Robert Lewandowski, Kylian Mbappé oder Simon Terodde überreichte. Aytekin, der in 2023/24 18-mal in der Bundesliga im Einsatz war, ist der erste Schiedsrichter, der den Award erhält. Auf den Plätzen folgen mit großem Abstand Sven Jablonski (5,9%), Patrick Ittrich (4%), Dr. Felix Brych (2,8%) und Felix Zwayer 2,6%. In der Bundesliga wählt...

22.05.2024 10:02 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 34. Spieltag: Mainz 05 gewinnt höher, VfB niedriger – Gelb-Rot für Werders Lynen

Drei Korrekturen im Fokus

Burkardt-Jonathan-Bornauw-Sebastiaan-2023-2024-1045389851h_1716367138.jpg

Zum Saisonabschluss hat die WT-Community drei Schiedsrichter-Entscheidungen vom letzten Spieltag korrigiert. Zweimal war ein möglicher Strafstoß ein Thema, einmal eine Gelb-Rote-Karte. 34. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Beim 3:1 von Mainz 05 in Wolfsburg kam in der 32. Minute die Frage auf, ob der Mainzer Jonathan Burkardt im gegnerischen Strafraum gefoult wurde. Wolfsburgs Sebastiaan Bornauw bringt den Stürmer zu Fall, doch Schiedsrichter Frank Willenborg zeigt nicht auf den Punkt – 81,3 Prozent der User sowie alle drei Mitglieder des Kompetenzteams stimmten für eine Fehlentscheidung. „Das k...

16.05.2024 11:51 Uhr | Quelle: dpa Deutsche Schiedsrichter fiebern EM entgegen: „Besonderer Moment“

Zwayer und Siebert dabei

Felix-Zwayer-2023-2024-1044937621h_1715853250.jpg

Knapp einen Monat vor dem Start der Europameisterschaft sind die beiden nominierten deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert und Felix Zwayer voller Vorfreude. „Das ist eine ganz tolle Sache, ein besonderer Moment, nominiert zu werden für so ein wichtiges Fußball-Turnier“, sagte Zwayer im Rahmen eines Workshops für die EM-Schiedsrichter in Offenbach. Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Für den 42-Jährigen ist die EM in Deutschland eine Premiere: Erstmals wird er bei einem großen Turnier pfeifen. „Das ist sicherlich auch im Schiedsrichterleben etwas, worauf man dann irgendwann zum gegebenen Zeitpunkt hinarbeitet und auch darauf ...

15.05.2024 10:01 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 33. Spieltag: Fünf strittige Szenen bei Bayer-Kantersieg in Bochum

Frage nach Elfmeter und Rote Karten

Benjamin-Brand-Schiedsrichter-1045092457h_1715760383.jpg

Zum fünften Mal in dieser Saison hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Korrektur an einer Schiedsrichter-Entscheidung gegeben, dennoch lag der Fokus auf fünf Szenen. Drei davon fanden beim 5:0 von Bayer Leverkusen in Bochum statt. 33. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick 75 Prozent der WT-User hätten Bochums Felix Passlack für ein Foul an Nathan Tella in der 15. Minute nicht vom Platz gestellt, doch eine Mehrheit im Kompetenzteam votierte anders. „Für mich fehlt hier einfach die Ballkontrolle. Auch wenn das Foul für mich unstrittig ist, braucht Tella eben auch die Ballkontrolle, um von einer vereit...

07.05.2024 16:09 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 32. Spieltag: Bayern-Elfmeter irregulär – Kritische Situationen in Bremen richtig

Eine Fehlentscheidung am 32. Spieltag. 

Tobias Welz beim Elfmeterpfiff.

Die Auswertung des 32. Spieltages der Bundesliga hat eine Fehlentscheidung der Unparteiischen ergeben. Beim Topspiel am Samstagmittag zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern glich der Rekordmeister in der 37. Minute durch einen Elfmeter von Harry Kane aus, diesen hätte es nach Ansicht der WahreTabelle-Community aber nicht geben dürfen. 32. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick Waldemar Anton erwischte Serge Gnabry in einem Zweikampf mit der Hand im Gesicht, woraufhin der Bayern-Angreifer zu Boden sank. Der VAR griff aufgrund des klar zu erkennenden Kontaktes nicht ein, für die WT-User war dieser allerdings nicht ausschlaggebend für den Fall. „Ta...