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Schiedsrichterball: Wenn der Schiri anfängt mitzuspielen
Was passiert, wenn der Unparteiische den Ball in die Spitze bringt?
Schiedsrichter sind Schiedsrichter, weil sie zu schlecht sind, um Spieler zu sein. So lautet ein weit verbreitetes Klischee, gerne einmal in Kombination mit Spekulationen zu ihrem Mitspracherecht zu Hause. Auch wenn gerade der erste Teil bei einigen Schiedsrichtern (inkl. dem Kolumnisten) nicht von der Hand zu weisen ist, stimmt der Satz in dieser Pauschalität natürlich nicht. Umso erstaunter sind Spieler, Trainer und Zuschauer, wenn ein Schiedsrichter in Spielunterbrechungen oder beim Aufwärmen eine kurze Kostprobe seiner technischen Fähigkeiten zeigt.
Dagegen kommt es selten vor, dass ein Unparteiischer im laufenden Spiel den Ball berührt, und wenn es passiert, dann ist das meistens kein gutes Zeichen. So zuletzt auch am vergangenen Samstag in Frankfurt, als Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck einen Ball nicht nur abfälschte, sondern beim Ausweichversuch technisch anspruchsvoll und hochwertig mit der Hacke hinter dem eigenen Körper in die Spitze spielte, wo ein Angreifer frei vor dem Tor auftauchte und den Ball versenkte. Für diese technische Finesse wäre jeder Zehner gefeiert worden – für einen Unparteiischen dagegen ist so etwas immer ärgerlich, weil man als Referee natürlich nicht ins Spiel eingreifen möchte.
Wenn der Schiedsrichter den besten Pass im Spiel spielt.#SGE #SGEVFB #Jöllenbeck pic.twitter.com/ljg3jb4Vbd
— FUSSBALL 2000 (@FUSSBALL2000) September 13, 2021
Bis gut zwei Jahren wäre das noch viel ärgerlicher gewesen, weil das Tor dann hätte zählen müssen. In diesem konkreten Fall nicht, weil ein Zweikampf zwischen Jöllenbecks Traumpass und der Torerzielung verdächtig nach Stürmerfoul roch und daher ein Geschenk wäre, das jeder Schiedsrichter in Form eines Pfiffs angenommen hätte, aber das soll an dieser Stelle einmal ausgeblendet werden. Bis zum Sommer 2019 galt der Satz „Der Schiedsrichter ist Luft“ noch uneingeschränkt: Selbst wenn der Unparteiische den Ball selbst (natürlich ungewollt) ins Tor schießt, musste er das Tor anerkennen – und anschließend zumindest im Amateurbereich bereit sein, schnell wegzurennen.
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Zum Glück hat das IFAB hier reagiert und den Umstand, dass der Schiedsrichter Luft ist, aufgeweicht. Entgegen weitverbreiteter Meinung wurde dies nicht komplett aufgehoben, aber zumindest für die besonders unangenehmen Szenen eingeschränkt: Regel 9 (Ball in und aus dem Spiel) statuiert, dass der Ball auch dann aus dem Spiel ist, wenn er einen Spieloffiziellen (also einen Teil des SR-Gespanns) berührt, aber dabei auf dem Feld bleibt und der Ballbesitz wechselt. Ebenfalls aus dem Spiel ist der Ball, wenn er vorm Spieloffiziellen direkt ins Tor geht. Als dritten Fall erfasst Regel 9 Konstellationen wie die Frankfurter: Wenn ein Team nach der Ballberührung durch einen Spieloffiziellen einen aussichtsreichen Angriff auslöst.
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Dahinter steckt die Überlegung, dass der Schiedsrichter das Spiel nicht durch Ballberührungen wesentlich beeinflussen soll. Dass kein Tor durch den Schiedsrichter geschossen werden soll, ist sicherlich aus sich selbst heraus verständlich, auch wenn es verhindert, dass der Traum des Kolumnisten, im letzten Karrierespiel doch noch einen Treffer zu erzielen, sich realisieren kann. Dasselbe gilt auch für einen gefährlichen Angriff, hierin sollte ein Schiedsrichter ebenfalls keine Aktien haben. Auch ein Ballbesitzwechsel nach Ballberührung ist für einen Referee immer sehr unangenehm, zumal er stets den Charakter eines Konters in sich trägt und damit ein höheres Risiko gefährlicher Situationen birgt.
Das IFAB hat mit dieser Regeländerung im Jahr 2019 den Schiedsrichtern das Leben deutlich erleichtert. Und für die Manager der Profiligen abschließend noch ein kleiner Hinweis: Dr. Matthias Jöllenbeck dürfte vertragslos sein und damit zwischen dem Sommer- und dem Wintertransferfenster jederzeit verpflichtet werden, wenn man noch einen guten Spielmacher sucht…
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