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10.11.2016 15:02 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Wie groß muss der Vorteil sein?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Perl / Schalke
Quelle: Imago Sportfoto
Wirklich ein Vorteil? Die Schalker (v. l.) Naldo, Alessandro Schöpf und Benedikt Höwedes melden bei Schiedsrichter Günter Perl Bedenken an...

Johannes Gründel
Johannes Gründel

Es war die 57. Minute im Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Schalke 04 und dem SV Werder Bremen (3:1). Während der Ball in der Luft war, kam Schalkes Benedikt Höwedes im Duell mit Santiago Garcia zu Fall. Der Ball ging jedoch weiter und Alessandro Schöpf kam per Direktabnahme zu einem Abschluss, den Werders Torhüter Felix Wiedwald mit einer Glanzparade zur Ecke klären konnte. Schiedsrichter Günter Perl (46, Pullach) gab keinen Strafstoß. Einige sahen darin eine Anwendung der Vorteilsregel. Ich bin da aus mehreren Gründen skeptisch.

Erstens hatte Perl keine freie Sicht auf das Geschehen, da zwischen ihm und dem vermeintlichen Foul zwei Spieler standen, die bekanntlich nicht aus Glas sind.

Zweitens hatte er auch keinen Vorteil signalisiert. Spätestens in der Bezirksliga lernt man als Schiedsrichter, bei Anwendung der Vorteilsregel dies auch anzuzeigen. Andernfalls muss der Schiedsrichterbeobachter nämlich davon ausgehen, dass der Schiedsrichter das Foul gar nicht gesehen bzw. es nicht als solches bewertet hat. Deshalb hätte Günter Perl den Vorteil, so er ihn denn angewandt hätte, auch angezeigt.

Drittens sind Vorteile im Strafraum als Schiedsrichter mit sehr, sehr, sehr viel Vorsicht zu genießen. Im Regelwerk steht zum Thema Vorteil in Regel 5 nur allgemein formuliert: „Der Schiedsrichter hat (…) das Spiel bei einem Verstoß oder Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das regelkonforme Team dadurch einen Vorteil erhält, und eine Strafe für den Verstoß oder das Vergehen zu bestrafen, wenn der mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt“.

Bei den sonstigen Ratschlägen steht unter „Vorteil“, dass der Schiedsrichter Schwere und Ort des Vergehens, die Erfolgsaussichten eines schnellen, gefährlichen Angriffs und die Spielatmosphäre zu berücksichtigen hat.

Im Strafraum gelten hierfür besonders strenge Maßstäbe. Nur vollkommen eindeutige Vorteile sollen im Strafraum verhängt werden. Darunter fallen vor allem Szenen der Kategorie, in denen der Angreifer frei vor dem leeren Tor steht, der Ball auf ihn zurollt und er nur noch einschieben muss. Dahinter steht eine einfache Überlegung: Keine Mannschaft der Welt beschwert sich darüber, selbst einen Strafstoß zu bekommen, wenn die alternative Chance nicht eine hundertprozentige ist.

In der Szene vom vergangenen Sonntag gab es ein paar Aspekte, die die Chance unter 100 Prozent absenken: Schöpf stand nicht vollkommen zentral, Wiedwald stand ein paar Meter vor dem Tor und verkürzte somit den Winkel. Dazu kam noch, dass der Ball aus der Luft kam und somit nicht einfach zu nehmen war. Man stelle sich die Reaktionen vor, wenn Schöpf der Ball über den Fuß gerutscht oder beim Abschluss zu einer der beiden Eckfahnen geflogen wäre. „Das soll ein Vorteil sein?“, wäre wohl noch das harmloseste.

Das Thema kommt hier nur auf, weil Schöpf den Ball gut trifft. Dieses Risiko sollte man als Schiedsrichter bei einem Vorteil im Strafraum aber nicht eingehen, da man bei einer Fehleinschätzung blöd dasteht, während bei einem verschossenen Strafstoß sich der Schütze an die eigene Nase fassen muss.

Während in Strafraumnähe ein Vorteil ziemlich einfach verhängt werden kann, sollte man im Strafraum hingegen sehr zurückhaltend sein und nur bei den klarst möglichen Torchancen die Vorteilsregel anwenden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu blamieren, zu hoch. Mal ganz davon abgesehen, dass die foulende Mannschaft sonst für das Foul im Strafraum auch noch belohnt würde.

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Zweitens hatte er auch keinen Vorteil signalisiert. Spätestens in der Bezirksliga lernt man als Schiedsrichter, bei Anwendung der Vorteilsregel dies auch anzuzeigen. Andernfalls muss der Schiedsrichterbeobachter nämlich davon ausgehen, dass der Schiedsrichter das Foul gar nicht gesehen bzw. es nicht als solches bewertet hat. Deshalb hätte Günter Perl den Vorteil, so er ihn denn angewandt hätte, auch angezeigt.

Drittens sind Vorteile im Strafraum als Schiedsrichter mit sehr, sehr, sehr viel Vorsicht zu genießen. Im Regelwerk steht zum Thema Vorteil in Regel 5 nur allgemein formuliert: „Der Schiedsrichter hat (…) das Spiel bei einem Verstoß oder Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das regelkonforme Team dadurch einen Vorteil erhält, und eine Strafe für den Verstoß oder das Vergehen zu bestrafen, wenn der mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt“.

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In der Szene vom vergangenen Sonntag gab es ein paar Aspekte, die die Chance unter 100 Prozent absenken: Schöpf stand nicht vollkommen zentral, Wiedwald stand ein paar Meter vor dem Tor und verkürzte somit den Winkel. Dazu kam noch, dass der Ball aus der Luft kam und somit nicht einfach zu nehmen war. Man stelle sich die Reaktionen vor, wenn Schöpf der Ball über den Fuß gerutscht oder beim Abschluss zu einer der beiden Eckfahnen geflogen wäre. „Das soll ein Vorteil sein?“, wäre wohl noch das harmloseste.

Das Thema kommt hier nur auf, weil Schöpf den Ball gut trifft. Dieses Risiko sollte man als Schiedsrichter bei einem Vorteil im Strafraum aber nicht eingehen, da man bei einer Fehleinschätzung blöd dasteht, während bei einem verschossenen Strafstoß sich der Schütze an die eigene Nase fassen muss.

Während in Strafraumnähe ein Vorteil ziemlich einfach verhängt werden kann, sollte man im Strafraum hingegen sehr zurückhaltend sein und nur bei den klarst möglichen Torchancen die Vorteilsregel anwenden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu blamieren, zu hoch. Mal ganz davon abgesehen, dass die foulende Mannschaft sonst für das Foul im Strafraum auch noch belohnt würde.

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